Was ist Geld?
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Im Gegensatz zu vielen
anderen alltäglichen Finanzbegriffen
wie z.B. Bank, Konto, Kredit u.v.a.m., die aus Fremdsprachen übernommen
wurden,
ist das Wort Geld rein deutschen Ursprungs. Geld stammt von dem
althochdeutschen Begriff „gelt“ ab und bedeutet so
viel wie Vergeltung,
Vergütung, Zahlung, Wert.
Es
ist
ein ganz besonderes Tauschmittel, denn durch seine allgemeine
Anerkennung im
jeweiligen Geltungsbereich befriedigt es das Bedürfnis des
Tauschpartners nicht
direkt (wie z.B. Nahrungsmittel, Brennstoffe, Bekleidung usw.), sondern
kann
universell zu jedem weiteren Tausch wieder verwendet werden.
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Wie entstand Geld?
Als die
frühen Menschen ihren Lebensunterhalt noch durch Jagen und Sammeln
bestritten,
gab es kein Geld. Der Grund ist einfach: Man versorgte sich selbst mit
allem
Benötigten. Zudem gab es noch kein Privateigentum.
In der
nächsten Entwicklungsstufe wurde man sesshaft und betrieb Ackerbau und
Viehzucht. Auch jetzt gab es noch kein Geld. Wenn man doch etwas
benötigte,
dann tauschte man eben: Hatte der Nachbar (eigentlich: der Nachbauer,
also der
Bauer nach bzw. neben dem eigenen Grundstück) z.B. besondere Äpfel,
dann erwarb
man diese im Austausch gegen eigene Produkte, die dieser wiederum nicht
besaß,
aber brauchte.
Mit der
Sesshaftigkeit entstand ein ganz fundamentaler Vorteil: Erstmals in der
Menschheitsgeschichte
konnten Nahrungsmittel in ausreichendem Maße, ja sogar im Überfluss
produziert
und Vorräte angelegt werden. Dadurch wurden Kapazitäten frei, die für
neue
Arbeitsgebiete eingesetzt wurden. Handwerkliche und künstlerische
Fähigkeiten entstanden.
Diese waren natürlich begehrt, wodurch der Tauschhandel weiteren
Aufschwung
erhielt. Die arbeitsteilige Wirtschaft entstand und mit ihr zwei der
wichtigsten neuen Berufe: Händler und Kaufmann.
Zunächst
wurde immer Ware gegen Ware direkt gehandelt. Dann setzten sich
bestimmte
begehrte Waren als allgemeines anerkanntes Zahlungsmittel durch (so
genanntes
Warengeld). Das konnten Nutztiere sein oder Salz oder Messer oder
Metalle.
Damit konnte Ware eingetauscht und anschließend das Warengeld wieder
gegen neue
Ware weitergetauscht werden. Solche Zahlungsmittel sind bereits mehrere
Tausend
Jahre vor unserer Zeitrechnung bekannt.
Alle
Kulturen und Epochen kannten dieses Waren- und Naturalgeld. Teilweise
zahlt man
heute noch damit. In Teilen Afrikas und Asiens mit Ziegen, Rindern und
Kamelen.
In Tibet bis in die 1950er Jahre mit Weizen und Gerste. Alle möglichen
nützliche und schöne Dinge konnten Zahlungsmittel sein: Pelze (in
Nordamerika),
Steine (Jade in China), Muscheln (in der Südsee), Perlen, Schmuck,
Werkzeuge,
Baumwolle, Stoffe, Gewürze, Tee, Zucker, Kakaobohnen, Dörrfisch, aber
auch
bestimmte Knochen oder Zähne. Ja sogar Tabak. – Und vor allem eben
Metalle.
Diese wurden zunächst in Barren gegossen. Aber auch Drahtgeld (aus
Silber z.B.)
war bekannt.
Metalle
wurden letztendlich am populärsten und setzten sich weltweit durch,
zumal sie
viele praktische Vorteile aufwiesen: allgemeine Wertschätzung,
leichtere
Handhabung, einfacherer Transport, unverderbliche Lagerung.
Mit
dem
Münzgeld – etwa 700 v. Chr. Erstmals in Lydien (Kleinasien, in der
heutigen Türkei gelegen) geprägt – wurde „richtiges“ Geld
erfunden, was noch weitere Vorteile kannte: gleiche Größe, gleiches
Gewicht,
gleiches Aussehen, Zählbarkeit (Abwiegen entfiel).
Wie könnte
es anders sein – natürlich kam auch damals schon Falschgeld auf! Die
ältesten
Belege sind 4.000 Jahre alt und stammen aus China.
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Oder Geld
wurde manipuliert: Münzen beispielsweise wurden bis ins Mittelalter
hinein
mutwillig an den Rändern abgefeilt, um neues Edelmetall zu „gewinnen“.
Erst als
die Prägetechnik besser wurde, hörte das auf, da Veränderungen sofort
erkennbar
waren. Noch im 14. Jahrhundert war das Sieden in heißem Wasser eine
gängige
Strafe für Falschmünzer.
Das
Münzgeld „entwickelte“ sich weiter. Es entstand die Notwendigkeit,
Münzgeld
durch Papiergeld zu ergänzen. Das erste Papiergeld in Europa ist älter
als die
Entdeckung Amerikas. Es wurde 1483 in Spanien als amtlich verordnetes
Zahlungsmittel eingeführt. Der Grund war, dass Münzgeld nicht immer in
ausreichender Menge vorhanden war. Die ersten „Scheine“ waren Dokumente
mit
königlichem oder sonstigem offiziellen Siegel. Der Aussteller
garantierte den
Wert durch entsprechende Bestände in seiner Schatzkammer.
Außerdem
entstand das Bedürfnis, große Münzmengen sicher aufzubewahren und zu
transportieren. Daher nahmen Banken Münzgeld gegen Quittung in
Verwahrung, und
das Papiergeld begann seinen Siegeszug. Diese Quittungen konnten
jederzeit
gegen Vorlage bei speziellen Banken wieder in Münzen eingetauscht
werden. Die Quittungen
wurden Banknoten genannt, und die speziellen Banken hießen Notenbanken.
Das
Recht der Banknotenausgabe wurde später von den privaten auf die
staatlichen
Notenbanken bzw. die Zentralbank übertragen.
Aus
materiellem Geld in Form von Münzen und Banknoten wurde mit der Zeit
Buchgeld,
weil die Guthaben der Kunden in Kontenbüchern geführt wurden.
Die
Kontenbücher wurden schließlich von den Computern ersetzt und so
entstand das
elektronische Geld, ohne das der bargeldlose Zahlungsverkehr undenkbar
wäre.
Die
vorläufig letzte Stufe in der Geldentwicklung sind die Wertkarten.
Damit ist
Geld nicht mehr bar vorhanden, sondern elektronisch gespeichert.
Naturalgeld
> Münzgeld > Papiergeld > Buchgeld > E-Geld > Wertkarte
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Ein
paar Anekdoten zum Thema Geld:
Der
US-Dollar ist nicht die erste Weltleitwährung. Die gab es bereits vor
über
2.300 Jahren. Das war die attische (griechische) Drachme. Alexander der
Große
war nicht nur ein genialer Feldherr, sondern ein ebenso kluger
Staatsmann.
Durch monetäre Reformen vereinheitlichte er auch wirtschaftlich sein
riesiges
Weltreich, das die gesamte damalige antike Welt umfasste. Bei seinen
Eroberungen fielen ihm so gewaltige Mengen an Edelmetall in die Hände,
dass er
eine einheitliche Währung prägen lassen konnte, wodurch der Welthandel
erstmals
in Schwung kam.
Es gibt ihn
nicht mehr, den Pfennig. Lange genug hat er aber seinen Platz in der
Geldgeschichte behauptet. Haben Sie eine Ahnung wie lange es ihn gab?
Er ist
älter, als Sie denken. Er wurde von Kaiser Karl dem Großen im Jahre 794
eingeführt und löste den römischen Denar ab! Die Mark tauchte übrigens
erst im
11. Jahrhundert auf und stammte aus Skandinavien.
In Europa
und Asien wurden Edelmetallmünzen bis ins 18. Jahrhundert hinein nicht
gleich
bewertet. Besonders in England und Spanien war der Wechselkurs zwischen
Gold-
und Silbermünzen etwas höher. In Asien dagegen überbewertete man das
Gold
nicht, was zu Problemen in den internationalen Handelsbeziehungen
führte.
Dadurch
flossen Unmengen Silbergeld von Europa ab nach Asien, womit das
Greshamsche
Gesetz bestätigt wurde (Münze mit geringerem Materialwert verdrängt
Münze mit
höherem Materialwert vom Markt, ODER: ich behalte die Goldmünzen, wenn
ich mit
Silbermünzen bezahlen kann).
Die Bank of
England ist eine der ältesten noch existierenden Banken der Welt. Sie
besteht
schon seit 1694. Die Redensart „Sicher wie die Bank von England“
symbolisiert
die hohe Wertschätzung, aber auch sie hatte schon Krisen durchzustehen.
1730
wurde sie z.B. nur durch Garantien des Londoner Großhandels vor dem
Bankrott
gerettet…
Die
österreichische Kaiserin Maria Theresia lebte von 1740 bis 1780, aber
der nach
ihr benannte Taler überlebte sie deutlich und wurde fast 200 Jahre lang
immer
wieder nachgeprägt. Bis ins 20. Jahrhundert hinein blieb er gültiges,
in
Notzeiten mitunter sogar einziges von der Bevölkerung akzeptiertes
Zahlungsmittel. Man schätzt, dass insgesamt bis zu 400 Millionen
Maria-Theresien-Taler geprägt wurden – Weltrekord für eine Silbermünze.
Die Österreicher können
noch mit einem weiteren Superlativ aufwarten:
Die seltenste Goldmünze der Welt ist gleichzeitig auch die größte der
Welt.
Ihre Auflage beträgt nur 15 Stück. Sie wurde von der Oesterreichischen
Nationalbank zum 15-jährigen Jubiläum der Wiener Philharmoniker
herausgegeben.
Bei einem Durchmesser von 37 cm wiegt sie satte 31 kg… Zu diesen
Superlativen
passt auch die eingeprägte Wertangabe: 100.000 Euro! Zu besichtigen im
Geldmuseum der Oesterreichischen Nationalbank.
Inzwischen
ist aber auch das Geschichte, nachdem die Kanadier im Jahre 2007 eine
noch
größere Münze prägten. Bei drei Zentimeter Dicke und 50 Zentimeter
Durchmesser
wiegt sie sogar 100 kg. Dementsprechend ist auch der Nominalwert: 1
Million
Kanada-Dollar.
Geldmuseen:
Geldmuseum der Deutschen
Bundesbank
www.bundesbank.de
www.geldmuseum.de
Geldmuseum der
Oesterreichischen
Nationalbank
www.oenb.at
Money Museum, Zürich
www.moneymuseum.com
Bank of
England Museum
www.bankofengland.co.uk/education/museum/
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